Da die Resistenz der Krankheitserreger gegen Antibiotika schneller zunimmt als neue Wirkstoffe auf den Markt gebracht werden können, sollten Antibiotika gezielt und nur wenn wirklich erforderlich eingesetzt werden.
Antibiotika allein haben bei der Parodontitis keinen therapeutischen Nutzen.
In Kombination mit einer Konkrement- und Biofilmentfernung profitieren nahezu alle Patienten von einer begleitenden Antibiotikatherapie. Die Behandlung einer normalen chronische Parodontitis mit wenig aggressiven Keimen wird aber auch ohne Antibiose in der Regel erfolgreich sein.
Deshalb sollte nur bei schwerer Parodontitis mit wiederkehrenden Taschenabszessen oder bei einer aggressiven Parodontitis, die oft schon bei Jugendlichen auftritt, gleich bei der ersten Parodontose-Behandlung ein Antibiotikum eingesetzt werden.
In allen anderen Fällen kommt ein Antibiotikum erst zum Zug, wenn trotz systematischer Behandlung und anschließenden regelmäßigen Recall-Sitzungen weiterhin blutende Zahnfleischtaschen vorhanden sind. Die Blutung ist ein Zeichen für eine fortbestehende Entzündung.
Alle Erfolgsnachrichten in der Therapie schwerer Parodontitisfälle basieren auf einem Behandlungskonzept unter antibiotischer Unterstützung. Eine Antibiotika-Kombination deckt in der Regel alle
aggressiven Parodontitiskeime ab.
Oft wird deshalb zu Beginn auf einen Keimtest verzichtet, weil die therapeutischen Konsequenzen nur gering sind.
Zur Dokumentation der Ausgangssituation ist ein Keimtest aber durchaus sinnvoll.
Nach guten Erfahrungen in Schweden, die an Schwangeren bestätigt wurde, kann man davon ausgehen, dass bestimmte Bakterien in der Lage sind die Ausbreitung einiger Parodontitiskeime zu hemmen. Sie
helfen dem Körper, ein gesundes Gleichgewicht der Bakterien wieder
herzustellen.
Die Untersuchungen liefen mit dem Lactobazillus reuteri. Als Probiotikum ist dieser Keim als Lutschtablette auf dem Markt.
Für eine definitive Bewertung reichen die Studien noch nicht aus. Erfahrungen aus der Praxis zeigen aber, dass nach einigen Monaten bei vielen Patienten eine Besserung der Blutung in den
Zahnfleischtaschen eintritt.
Wenn man vor und nach Behandlung den Keimtest vergleicht, so gelingt es doch nur in weniger als der Hälfte der Fälle, durch einen Antibiotikaeinsatz im Rahmen der Parodontitistherapie einen oder
mehrere der aggressiven Parodontitiskeime völlig zu beseitigen. Meist sind sie aber um ein bis drei Zehnerpotenzen reduziert und auch klinisch sieht der Zahnarzt einen Erfolg. Der Patient
beobachtet selbst regelmäßig einen Rückgang seiner Symptome.
Der Erfolg der Therapie erklärt sich also eher dadurch, dass die Abwehr des Körpers durch die Reduktion der Keime die Entzündung wieder besser im Griff hat. Völlig ausheilen kann der Körper die Parodontitis ohnehin fast nie.
Ob das Ziel, eines Gleichgewichts der Mundflora durch Probiotika dauerhaft zu erreichen ist, muss ebenfalls noch offen bleiben.
Man sollte sich seinen Parodontologen deshalb gut aussuchen
- es bleibt voraussichtlich eine "Beziehung fürs Leben".
Was mit einer konsequenten Parodontitistherapie mit regelmäßigen Recall-Sitzungen zu erreichen ist, lesen Sie hier. (Bitte Klicken)