Das oberste Ziel der Parodontitisbehandlung ist die Beseitigung der Entzündung des Zahnhalteapparats. Um Zähne dauerhaft erhalten zu können ist es daneben wichtig, die Lockerung der Zähne in den Griff zu bekommen. Wenn die Wurzel nur noch wenige Millimeter im Knochen steht, wird der Zahn nur selten wieder bombenfest werden können. Um so wichtiger ist es, eine geschlossenene Zahreihe zu erhalten, weil die Pfeiler für eine Zashnersatzversorgung oft nicht mehr ausreichend stabil sind. Ein Aufbiss ohne Schmerzsensation ist dann das primäre Ziel der Behandlung, eventuell mit Hilfe einer Schienung.
In dritter Priorität ist die Beseitigung von Taschen über 5mm das Ziel. Solange dieses Ziel nicht erreicht ist, muss in blutenden Taschen oft alle 6 Wochen der Biofilm entfernt werden.
Aus den Zielen ergeben sich die Erfolgskriterien:
Die Entzündung lässt sich anhand der Blutung auf Sondierung (BoP = Bleeding on Probing) beurteilen.
Die Lockerung ist grob in drei Klassen eingeteilt. Es gibt daneben Geräte zur objektiven Messung des Lockerungsgrads.
Die Taschentiefe besonders der tiefen Zahnfleischtaschen sollte regelmäßig gemessen werden.
Da die Parodontitis eine chronische Allgemeinerkrankung ist, hat das Befinden des Patienten auch einen großen Stellenwert.
Letztlich sind auch Verlaufskontrollen durch Keimtestung eine zusätzliche Sicherheit.
Enzymtests, die die am Knochenabbau maßgeblich beteiligten Enzyme bestimmen, können das Risiko abschätzen helfen, ob noch ein Knochenverlust in den folgenden Monaten droht, haben aber - vielleicht abgesehen von Parodontitis in der Schwangerschaft - wenig Einfluss auf die Entscheidung über Behandlungsmaßnahmen.
In den letzten Jahren hat sich in der Parodontologie, der Lehre von den Erkrankungen des Zahnhalteapparats ein Wandel, eine regelrechte Evolution vollzogen. Die rein konservative Therapie, wie
sie auf dieser Website im Wesentlichen beschrieben ist, hat deutlich an Stellenwert gewonnen. Die Behandlungsverfahren wurden verfeinert. es wurde klarer formuliert, wann ein Einsatz von
Antibiotika sinnvoll ist. Die Behandlungsschritte wurden standardisiert. Und letztendlich wurden die Behandlungsergebnisse durch neue Indizes besser dokumentiert. Dennoch gibt es noch graduelle
Unterschiede in der Lehre.
Während an manchen Universitäten bei fortgeschrittener Parodontitis in vielen Fällen, die nicht sofort auf eine Behandlung ansprechen, noch chirurgisch behandelt wird, plädiert Prof. Schlagenhauf
dafür, die Entscheidung für weitere Therapiemaßnahmen längerfristig aufzuschieben. Bei 90% von 340 "hoffnungslosen Zähnen" war nach drei Jahren konsequenter Therapie keine chirurgische Therapie
mehr erforderlich. Die Taschentiefe, die vorher 8mm und mehr betrug, war auf 5mm gesunken. Nur 16% der Zähne mit Taschentiefen von 8mm und mehr gingen in diesem Zeitraum verloren. Solche
Ergebnisse hat man vor zehn Jahren noch nicht für Möglich gehalten. Diese Ergebnisse haben die chirurgische Parodontalbehandlung zurückgedrängt.
Das zeigt, wie erfolgversprechend eine konsequente Therapie und Nachsorge der Parodontitis ist und dass Implantate immer nur die zweitbeste Lösung darstellen, weil hier die Erfolgschance deutlich schlechter sind, wenn erst einmal eine Entzündung den Knochen erreicht hat.
Eine weitere Therapieoption, die in Schweden untersucht wurde und auch in Würzburg an Schwangeren bestätigt wurde, ist der Einsatz von Milchsäurebakterien als Ergänzung der mechanischen Biofilmentfernung. Nach Studien (s.u.) sind sie in der Lage , aggressive Parodontitiskeime zu verdrängen.
Literatur:
Schlagenhauf U.: Parodontal hoffnungslose Zähne – stimmen die alten Konzepte noch? Dtsch Zahnärztl Z 2013; 68: 405-410
Bechtold, Fickl, Schlagenhauf:Das Würzburger Konzept, Die Behandlung parodontaler Erkrankungen an der Universität Würzburg BZB, Juni 2011, http://www.bzb-online.de/juni11/63_67.pdf
Matuliene G, Pjetursson BE, Salvi GE, et al: Influence of residual pockets on progression of periodontitis and tooth loss: results after 11 years of maintenance, J Clin Periodontol 35 685–695 (2008)
M.R. Vivekananda, K.L. Vandana, K.G. Bhat,Effect of the probiotic Lactobacilli reuteri (Prodentis) in the management of
periodontal disease: a preliminary randomized clinical trial, JOM 2010
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Was mit einer konsequenten Parodontitistherapie mit regelmäßigen Recall-Sitzungen zu erreichen ist, lesen Sie hier. (Bitte Klicken)