Lieber rechtzeitig Implantate setzen ?

Diese Auffassung war jahrelang die Devise. Heute weiß man, dass eine Parodontitis an einem natürlichen Zahn viel besser beherrschbar ist als die Periimplantitis, die Entzündung, die an einem Implantat entstehen kann.

 

Wenn die Parodontitis  behandelt wurde und der Biofilm durch eine regelmäßige Nachsorge (PA-Recall) immer wieder beseitigt wurde, heilt der Kieferknochen zudem in der Regel so weit aus, dass er                            -  sollte ein Zahn letztlich doch nicht zu halten sein -    für eine Implantation besser geeignet ist, als wenn zu früh implantiert wurde.

 

Je länger eine Parodontitis therapeutisch im Griff war, um so geringer ist auch das Risiko, dass später am Implantat wieder eine Entzündung entsteht. Nach einer Literaturübersicht von 2012 tritt eine Periimplantitis nach fünf Jahren bei etwa 20% der Patienten auf (s.u.).

 

Gemeinsam sind sie stark genug

Wenn Zähne schon stark gelockert sind, müssen sie geschient werden, um wieder fest werden zu können. Weil bei einem starken Knochenabbau erst abgewartet werden muss, ob der Zahn wieder fest wird und weil ein vorgeschädigter Zahn meist nicht mehr als Pfeiler einer Zahnersatzkonstruktion geeignet ist, ist das oberste Ziel einer Parodontitistherapie, eine geschlossene Zahnreihe möglichst zu erhalten. Dazu kann es auch sinnvoll sein, Zähne zu erhalten, die eine unsichere Prognose haben oder  bei denen an eine Extraktion zu denken wäre. Prof. Schlagenhauf, Würzburg hat in einer Studie gezeigt, dass bei einer konsequenten Parodontitistherapie mit regelmäßiger Nachsorge "hoffnungslose Zähne" über 10 Jahre und mehr erhalten werden können (s..u.)

Wenn die Zahnreihe nicht mehr geschlossen ist, kann nach einer (ausreichend langen) Wartezeit nach Therapie, in der die Reaktion der Gewebe nach Parodontaltherapie abgeschätzt werden kann, eine abnehmbare Brücke eine sinnvolle Versorgungsform sein. Hierzu werden gefräste Hülsen auf die Zähne aufgebracht. Die Schienung erfolgt durch eine abnehmbare Brücke, die über diesen Hülsen getragen wird. Dies gewährleistet einen festen Biss, auch wenn die einzelnen Zähne nicht mehr voll belastbar sind. Der Tragekomfort  entspricht weitgehend dem eines festsitzenden Zahnersatzes, mit dem Vorteil einer Abänderbarkeit und besseren Reparaturfähigkeit. Im abgenommenen Zustand sind die Pfeilerzähne der Versorgung einer optimalen Hygiene sehr gut zugänglich.

Wenn die Verteilung der Restzähne keine gute Statik des Zahnersatzes mehr gewährleistet, kann die Versorgung mit einzelnen strategisch gesetzten Implantaten kombiniert werden.


Literatur:

http://www.zwp-online.info/de/fachgebiete/implantologie/komplikationsmanagement/kurzuebersicht-periimplantitis-risikofaktoren-und-therapiemoeglichkeiten

Schlagenhauf U.: Parodontal hoffnungslose Zähne – stimmen die alten Konzepte noch? Dtsch Zahnärztl Z 2013; 68: 405-410

Matuliene G, Pjetursson BE, Salvi GE, et al: Influence of residual pockets on progression of periodontitis and tooth loss: results after 11 years of maintenance. J Clin Periodontol 35 685–695 (2008)